UniCredit Bank Austria volkswirtschaftliche Bundesländeranalyse 2020
Das Jahr 2020 sorgt für kräftigen Wirtschaftseinbruch in allen Bundesländern
- Im Pandemiejahr 2020 verzeichneten alle Bundesländer starken Rückgang ihrer Wirtschaftsleistung
- Der Einbruch reicht von 9,5 Prozent in Tirol bis 6 Prozent im Burgenland und in Vorarlberg
- In allen Bundesländern gab es im Tourismus, in Teilen des Handels und bei den unternehmensnahen Dienstleistungen einen massiven Rückgang der Wertschöpfung
- Die Industrie- und Baukonjunktur zeigte sich etwas robuster, obwohl der Wachstumsbeitrag in den meisten Bundesländern negativ war
- Positiver Beitrag zur Wirtschaftsleistung in den Bereichen Gesundheit, Erbringung von IT-Dienstleistungen und im Immobilienwesen
- Die Einschränkungen führten zu einem Anstieg der Arbeitslosenquote in allen Bundesländern
Aufgrund der Lockdown-Maßnahmen im März und November des Jahres rechnen die UniCredit Bank Austria Ökonomen mit einem Konjunktureinbruch im Jahr 2020 in Österreich in Höhe von 7,5 Prozent. Hauptleidtragende der Pandemie sind Teile des Dienstleistungssektors wie Gastgewerbe und Beherbergung, Kunst und Unterhaltung und Teile des Handels, während sich die Industrie- und Baukonjunktur relativ robust zeigte. In den Bereichen Gesundheit, IT-Dienstleistungen und im Immobilienwesen zeigte sich dagegen in beinahe allen Bundesländern ein positiver Trend.
„Im Vorjahr war die Steiermark vor allem wegen der Sonderkonjunktur in der Fahrzeugindustrie der Wachstumskaiser unter den Bundesländern. Für heuer ist aber aufgrund der weltweiten Auswirkungen Corona-Pandemie mit einem kräftigen Rückgang der Wirtschaftsleistung in allen Bundesländern zu rechnen“, sagt UniCredit Bank Austria Chefökonom Stefan Bruckbauer.
Tourismusland Tirol mit stärkstem Minus
„Tirol gefolgt von Salzburg und der Steiermark verzeichneten den stärksten Rückgang der regionalen Wirtschaftsleistung mit 9,5 Prozent in Tirol bzw. 8,5 Prozent in Salzburg und der Steiermark. Vergleichsweise weniger betroffen zeigte sich die Konjunktur im Burgenland und Vorarlberg mit einem Rückgang von jeweils 6 Prozent“, sagt UniCredit Bank Austria Ökonom Robert Schwarz. Dazwischen liegen Niederösterreich und Oberösterreich mit minus 7,5 Prozent, was der BIP-Veränderung Gesamtösterreichs entspricht. In Kärnten und Wien war der Rückgang der Regionalwirtschaft mit 7 Prozent etwas unter dem Durchschnitt.
Relativ robuste Konjunktur im produzierenden Bereich
Erstmals seit dem Krisenjahr 2009 verzeichnete die Industrie im Jahr 2020 einen Rückgang der Wertschöpfung. Die Rezession in der Industrie fiel aber 2020 viel schwächer aus als 2009. Differenziert nach Industriesektoren gab es den größten Rückgang der Wirtschaftsleistung in der KFZ-Industrie, im Maschinenbau und in der Metallindustrie. Von dieser sektoralen Schwäche waren vor allem die Unternehmen in den Industriebundesländern Oberösterreich und Steiermark betroffen.
„Die globale Konjunktureintrübung führte in den ersten drei Quartalen 2020 auch bei den Warenexporten zu einem kräftigen Rückgang um 9 Prozent im Jahresvergleich“, sagt Schwarz. Einen kräftigen Exportrückgang gab es in der Fahrzeugindustrie, bei Eisen und Stahl und bei Maschinen, wovon wiederum Oberösterreich und die Steiermark negativ betroffen waren. Demgegenüber standen robuste Exportzahlen bei den Waren der Pharma-Industrie. Das sind Stärkefelder der Exportindustrie in Wien und Tirol.
Bauwirtschaft in den Bundesländern zeigt differenziertes Bild
Nur im Burgenland und Vorarlberg konnte die Bauwirtschaft 2020 positive Impulse für die Regionalkonjunktur setzen. Österreichweit waren alle drei Sparten der Bauwirtschaft – Hochbau, Tiefbau und das Baugewerbe – negativ von den Lockdown-Maßnahmen betroffen. Den stärksten Rückgang der Bauleistung gab es in Kärnten und Wien.
Teile des Dienstleistungssektors stark betroffen, positiver Beitrag boomender Branchen
Die Lockdown-Maßnahmen zur Bekämpfung der Pandemie verursachten vor allem im Gastgewerbe und in der Beherbergung, in der Verkehrswirtschaft und in Teilen des Handels einen massiven Rückgang der Sektorwertschöpfung. Am stärksten war der negative Wachstumsbeitrag des Dienstleistungssektors in Tirol, Salzburg und Wien. Am geringsten waren die negativen Effekte in den Industriebundesländern Steiermark und Oberösterreich. In den meisten Bundesländern konnten die Bereiche Gesundheit, Erbringung von IT-Dienstleistungen und das Immobilienwesen trotz Lockdown-Maßnahmen positiv zur Wirtschaftsleistung beitragen.
Starker Anstieg der Arbeitslosigkeit in allen Bundesländern
„Aufgrund der Lockdowns stieg die Arbeitslosenquote in allen Bundesländern in kürzester Zeit stark an “, sagt Schwarz und ergänzt: „Den prozentuell kräftigsten Anstieg der Arbeitslosenzahl wiesen die Tourismushochburgen Tirol und Salzburg auf, die von den Hotelschließungen besonders stark betroffen waren“. Die niedrigste Arbeitslosenquote wies 2020 Oberösterreich mit 6,7 Prozent auf, während die Bundeshauptstadt Wien mit 15,3 Prozent die mit Abstand höchste Quote verzeichnete.