UniCredit Bank Austria EinkaufsManagerIndex im Februar: Verbesserung der Industriekonjunktur in Österreich – Folgen der Verbreitung des Coronavirus (COVID-19) werden aber sichtbar
- Der UniCredit Bank Austria EinkaufsManagerIndex kletterte im Februar auf 50,2 Punkte und überstieg damit erstmals seit einem Jahr wieder die Wachstumsschwelle
- Erstmalige Ausweitung der Produktionsleistung seit zehn Monaten
- Industrie schafft wieder zusätzliche Jobs
- Rückgang des Neugeschäfts und abrupt gestiegene Lieferzeiten deuten auf beginnende Probleme in der globalen Wertschöpfungskette hin
- Produktionserwartungen auf Jahresfrist steigen auf höchsten Wert seit 20 Monaten, wirtschaftliche Folgen der Verbreitung des Coronavirus (COVID-19) sind dabei aber noch nicht voll abgedeckt
Nach dem herausfordernden Jahr 2019 haben sich die positiven Anzeichen einer Stabilisierung der Industriekonjunktur vom Jahresbeginn erneut bestätigt. „Der UniCredit Bank Austria EinkaufsManagerIndex stieg im Februar auf 50,2 Punkte. Damit signalisiert der Indikator erstmals seit genau einem Jahr ein Ende der Rezession in der heimischen Industrie“, meint UniCredit Bank Austria Chefökonom Stefan Bruckbauer. Die Verbesserungstendenz der österreichischen Industrie ist im europäischen Vergleich überdurchschnittlich stark. Während die heimische Industrie knapp die Wachstumsschwelle überschritten hat, konnte in der Eurozone im Februar nur eine erneute Abschwächung des Produktionsrückgangs verzeichnet werden. Der vorläufige Einkaufsmanagerindex der Eurozone für die verarbeitende Industrie stieg von 47,9 im Vormonat auf 49,1 Punkte, was vor allem auf dem fortgesetzten Aufwärtstrend der deutschen Industrie beruht.
„Der aktuelle UniCredit Bank Austria EinkaufsManagerIndex und seine europäischen Pendants zeigen eine Verbesserung der Industriekonjunktur. Im Februar ist in Österreich die Produktionsleistung spürbar ausgeweitet worden. Daher sind wieder neue Jobs entstanden. Der Rückgang des Neugeschäfts hat sich jedoch beschleunigt und die abrupt gestiegenen Lieferzeiten deuten auf erste Probleme in der globalen Wertschöpfungskette bedingt durch das Coronavirus hin“, meint Bruckbauer.
Neugeschäft geht wieder stärker zurück
Nach positiven Signalen einer Belebung des globalen Handels, die sich zu Jahresbeginn sogar in einem erstmaligen Anstieg der Exportaufträge der österreichischen Industrie seit fast eineinhalb Jahren niederschlug, sinkt das Neugeschäft aus dem In- und Ausland nun wieder. „Die Nachfrage nach heimischen Industrieerzeugnissen hat im Februar erneut nachgelassen. Der Auftragsrückgang fiel sogar stärker als im Vormonat aus, da der Rückenwind vom Exportgeschäft mittlerweile wieder abebbt. Gestützt auf die Verbesserung der Nachfrage in den Vormonaten haben die heimischen Betriebe die Produktionsleistung im Februar jedoch spürbar erhöht. Der Produktionsindex kletterte auf 51,5 Punkte“, sagt UniCredit Bank Austria Ökonom Walter Pudschedl.
Erstmals seit April 2019 haben die Betriebe in Österreich die Produktionsleistung im Monatsvergleich wieder ausgeweitet. Dennoch haben sich erstmals seit einem Jahr die Auftragsrückstände wieder erhöht, was eine zuvor zu starke Anpassung der Produktionskapazitäten an die schwächere Nachfrage andeutet. Mit der Ausweitung der Produktion im Februar haben die heimischen Betriebe auch erstmals seit Juli 2019 ihre Personalkapazitäten wieder etwas erhöht. Der Beschäftigtenindex stieg auf 51,1 Punkte. Zu Jahresbeginn 2020 sind in der österreichischen Sachgütererzeugung fast 630.000 Personen beschäftigt.
Unsicherheit bestimmt Einkaufspolitik und Lagermanagement
„Während die Ausweitung der Produktion und der Beschäftigungsaufbau im Februar vorerst eine weitere Verbesserung der Industriekonjunktur andeuten, setzen die heimischen Betriebe unverändert auf ein sehr vorsichtiges Lagermanagement und nutzen die erneut gesunkenen Einkaufspreise nur sehr zurückhaltend für die Befüllung der Lager aus. Der aktuelle Geschäftsgang der heimischen Industrie zeigt zwar bislang keine negativen Einflüsse durch den Ausbruch von COVID-19, das Vertrauen in einen nachhaltigen Aufschwung scheint jedoch nicht gegeben zu sein“, meint Pudschedl. Wenn auch das Tempo des Rückgangs erheblich abnahm, haben die Betriebe die Einkaufsmenge im Februar erneut verringert. Die Bestände an Vormaterialien und Rohstoffen wurden beinahe gleich stark wie im Vormonat reduziert. Mittlerweile wurden die Lagerbestände bereits den zehnten Monat in Folge aus Kostengründen verringert, obwohl die Einkaufspreise durch die begrenzte Nachfrage auf den Weltmärkten erneut stark gesunken sind. Da sich hingegen der Rückgang der Verkaufspreise stark einbremste, entlasten die aktuellen Preistrends im Februar im Durchschnitt die Ertragslage der heimischen Unternehmen.
Wirtschaftliche Auswirkungen der Verbreitung von COVID-19 zeichnen sich ab
Bisher scheint die heimische Industriekonjunktur nicht von den wirtschaftlichen Auswirkungen der Verbreitung des Coronavirus in China betroffen zu sein. Im Gegenteil, der UniCredit Bank Austria EinkaufsManagerIndex zeigt mit seinem Anstieg gegenüber dem Vormonat und der erstmaligen Überschreitung der Wachstumsschwelle seit einem Jahr aktuell sogar eine Verbesserung der wirtschaftlichen Lage in Österreich an. Die Umfrageergebnissen im Detail zeigen aber: Die Hälfte der ausgewiesenen Verbesserung des Indikators war auf eine echte Belebung der Aktivität zurückzuführen, während die andere Hälfte eine Folge der Verlängerung der Lieferzeiten war. In der Regel werden längerer Lieferzeiten stets als Anzeichen für eine zu langsame Anpassung an eine deutlich gestiegene Nachfrage interpretiert. Derzeit dürften die längeren Lieferzeiten allerdings auf Störungen in den globalen Wertschöpfungsketten infolge wirtschaftlicher Probleme durch die Verbreitung des Coronavirus hinweisen. Der Teilindex für die Exportaufträge ging im Februar auf 49,3 Punkte zurück, nachdem er sich viermal in Folge verbessert und mit 50,4 Punkten im Vormonat sogar eine Zunahme angezeigt hatte.
„Die Verbesserung des UniCredit Bank Austria EinkaufsManagerIndex im Februar ist nicht voreilig als Frühlingserwachen der österreichischen Industrie zu interpretieren“, meint Bruckbauer und ergänzt: „Der Rückgang der Exportaufträge könnte ein erstes Anzeichen für eine Abschwächung der globalen Nachfrage sein und darauf hindeuten, dass der Nachfrageschock in China und die Störungen der globalen Wertschöpfungsketten durch den Ausbruch von COVID-19 die heimische Industrie in den kommenden Monaten belasten werden.“ Aufgrund des frühen Zeitpunkts der Umfrage dürfte in den aktuellen Ergebnissen das Ausmaß möglicher wirtschaftlicher Folgen zudem unterschätzt sein. In diesem Lichte ist auch der recht deutliche Anstieg der Produktionserwartungen auf Jahressicht der heimischen Betriebe mit Vorsicht zu betrachten. Der Erwartungsindex stieg im Februar auf 60,9 Punkte.