UniCredit Oktoberfest-Analyse: Trotz Preisanstieg erneuter Rekord für Bierkonsum erwartet
- Durchschnittlicher Maßpreis 2019 bei 11,60 Euro und damit 36 Cent bzw. 3,2 Prozent über Vorjahr
- UniCredit Wiesn Visitor Price Index (WVPI) steigt 2019 um 2,7 Prozent
- Bierkonsum auf dem Oktoberfest bereits 2018 mit Rekordwert von 7,9 Millionen Litern
In München heißt es am kommenden Samstag, den 21. September 2019, wieder „O’zapft is“, wenn traditionell um 12 Uhr mittags der Startschuss für das 186. Oktoberfest fällt. Wie bereits in den Jahren zuvor werden auch in diesem Jahr die Preise auf der Wiesn steigen, wenngleich auch nicht mehr ganz so rasant wie noch im Vorjahr. Eine Maß Bier kostet 2019 im Durchschnitt 11,60 Euro – das sind 36 Cent beziehungsweise 3,2 Prozent mehr als 2018. Auch der traditionell von UniCredit ermittelte Wiesn Visitor Price Index (WVPI) steigt erneut – in diesem Jahr um 2,7 Prozent (Vorjahr: 3,3 Prozent). Er wird aus den Preisen für zwei Maß Bier, ein halbes Hendl und eine Fahrkarte für den öffentlichen Nahverkehr berechnet und ist Bestandteil der heute veröffentlichten UniCredit Analyse „Oktoberfest 2019: New record high in beer liquidity?“. Während der Preis für ein Ticket des öffentlichen Nahverkehrs unverändert blieb, stiegen im Vergleich zum Vorjahr neben den Bierpreisen auch die Preise für ein Hendl um 3,2 Prozent. Somit liegt die Wiesn-Inflation 2019 weit über der allgemeinen Entwicklung der Verbraucherpreise in Deutschland von deutlich weniger als 2 Prozent.
Anteil jüngerer Wiesn-Besucher war in der Vergangenheit rückläufig
Allerdings schrecken die steigenden Preise die Besucher des Oktoberfests nicht ab: „Insgesamt scheinen die steigenden Bierpreise keinen Einfluss auf den Bierkonsum der Besucher zu haben“, sagt Dr. Thomas Strobel, Volkswirt bei UniCredit und Autor der Analyse. „Nachdem der Bierkonsum 2013 überraschend zurückging, setzte sich der Wachstumstrend, den wir bereits seit Mitte der 90er-Jahre beobachten 2018 erneut fort.“
Eine mögliche Erklärung für diesen ungebrochenen Trend ist, dass es sich bei Oktoberfestbier um ein sogenanntes Giffen-Gut handelt. Als solches bezeichnen Ökonomen Güter, die umso mehr konsumiert werden je teurer sie werden – insbesondere wenn alternative Güter, wie in einem Bierzelt, nur schwer zugänglich sind. Eine alternative Erklärung für den ungebrochenen Anstieg des Bierkonsums könnte die veränderte Altersstruktur der Wiesn-Besucher sein. So sank der Anteil an Oktoberfestbesuchern unter 30 Jahren zwischen 2000 und 2014 um 17 Prozentpunkte. Im gleichen Zeitraum stieg der Anteil an Wiesn-Besuchern über 30 Jahren allerdings um 43 Prozent. Da ältere Besucher meistens wohlhabender sind als jüngere, können diese sich auch leichter den jährlich steigenden Maßpreis leisten.
Bier für Brasilianer relativ gesehen am teuersten – US Amerikaner und Australier trinken günstig
Das Volksfest, das seine Ursprünge im Jahr 1810 hat, erfreut sich weiterhin enormer internationaler Beliebtheit. So stammen über 14% der Oktoberfestbesucher aus dem Ausland. Vergleicht man die Wiesn-Bierpreise mit den im Ausland üblichen Maßpreisen, zeigt sich, dass Besucher aus Italien, Brasilien und Österreich mehr für ihr Bier auf dem Oktoberfest zahlen müssen als in ihrem Heimatland. Für Besucher aus Brasilien ist das Oktoberfestbier am teuersten – so zahlen Brasilianer für ein Wiesn-Bier 81 Prozent mehr als in ihrem Heimatland üblich. Für Besucher aus den Vereinigten Staaten und aus Australien ist das Bier auf dem Oktoberfest hingegen sogar rund 20% günstiger als in ihrem jeweiligen Heimatland.
Gutes Wetter vorausgesetzt, ist also insgesamt davon auszugehen, dass weder die derzeitigen geopolitischen Unsicherheiten noch die aktuelle Preisentwicklung einem erneuten Rekordjahr entgegenstehen.