43. Sicherheitsverdienstpreise für Niederösterreich: Auszeichnungen für Polizei und Privatpersonen
Raiffeisenlandesbank Niederösterreich-Wien und Niederösterreichische Versicherung zeichnen Menschen aus, die Verbrechen verhindern oder tatkräftig bei der Aufklärung mithelfen konnten.
Ein besonderer Tag fand heute für couragierte Menschen im Raiffeisenhaus statt. 34 Beamte und 8 Privatpersonen wurden mit den Sicherheitsverdienstpreisen 2018 für Niederösterreich ausgezeichnet und gebührend geehrt. Unter ihnen zwei junge Männer, die Autoeinbrecher verfolgten und mit Hilfe von Passanten bis zum Eintreffen der Polizei festgehalten haben oder ein Taxifahrer, der verhindert hat, dass eine Pensionistin zum Opfer einer Betrügerin wurde.
Erwin Hameseder (Obmann Raiffeisen-Holding und Aufsichtsratsvorsitzender Raiffeisenlandesbank Niederösterreich-Wien), Hubert Schultes (Generaldirektor Niederösterreichische Versicherung) sowie die beiden stellvertretenden Landespolizeidirektoren Franz Popp und Rudolf Slamanig vergaben die Preise.
Mit Courage gegen Kriminalität und Gewalt
„Die Raiffeisenlandesbank NÖ-Wien ist seit Beginn – also seit über 40 Jahren – Partner der Sicherheitsverdienstpreise“, erzählt Hameseder, der sich auch als Präsident vom Kuratorium Sicheres Österreich intensiv für dieses Thema einsetzt. „Mit den Preisen wollen wir Menschen, die herausragende Leistungen für die Sicherheit erbracht haben, würdigen. Wir zeichnen nicht nur Exekutivbeamte aus, sondern auch Zivilpersonen, die durch ihren Einsatz die Polizei wesentlich unterstützt haben. Sie haben hingeschaut und nicht weggeschaut. Und damit richtig reagiert.“
„Sicherheit ist auch für die Niederösterreichische Versicherung ein unternehmerisches Selbstverständnis“, meint Schultes. „Deshalb unterstützen wir Projekte und Initiativen, die sich dem Thema in besonderer Weise widmen. Unsere Gesellschaft braucht Menschen, die sich für andere einsetzen und so einen wichtigen Beitrag zu einem sicheren und lebenswerten Land leisten.“
Weniger Anzeigen, mehr Aufklärung
Weniger Anzeigen, erhöhte Aufklärungsrate – die niederösterreichische Kriminalstatistik 2018 bestätigt in diesen zwei Kernpunkten den bundesweiten Trend: „Die angezeigten, gerichtlich strafbaren Handlungen haben mit Abstand den niedrigsten Wert seit Beginn der elektronischen Erfassung. Das ist sehr erfreulich“, hält Popp fest. „Die professionelle und tägliche Kontaktaufnahme der Polizei mit der Bevölkerung trägt dazu bei, dass wir Informationen erhalten, die dazu führen, dass Straftaten entweder rasch aufgeklärt werden können oder durch Prävention beim Versuch bleiben.“
Eine immer größer werdende Herausforderung ist die Internetkriminalität. „Vorwiegend handelt es sich um Betrugshandlungen und erpresserische Massenmails“, so Slamanig. „Die Polizei setzt hier verstärkt auf Aufklärungsarbeit, weshalb viele Tathandlungen ebenso beim Versuch blieben. Ermittlungen gestalten sich hingegen schwierig und erfordern internationale polizeiliche Zusammenarbeit sowie eine permanente Weiterentwicklung im technischen und personellen Bereich.“
Die Preisträger
Ermittlungsgruppe
Dämmerungswohnraumeinbruchsdiebstähle
Als Reaktion auf das im Herbst und Winter auftretende Phänomen der Häufung von Wohnraumeinbrüchen wurde im Landeskriminalamt die Ermittlungsgruppe Dämmerungswohnraumeinbruchsdiebstähle gegründet. Diese setzt sich aus hochmotivierten Spezialisten zusammen. Durch die fokussierte Arbeit auf das Deliktsfeld gelang es der Ermittlungsgruppe im letzten Jahr insgesamt 75 Täter auszuforschen und festzunehmen, 22 Hausdurchsuchungen durchzuführen, 110 operative Ermittlungsakte zu bearbeiten und 216 Wohnraumeinbrüche zu klären.
Die Ermittlungsgruppe besteht aus Chef-Insp. Franz Flescher, Chef-Insp. Günther Schiener, Bez.Insp. Wolfgang Kainrath, Bez.Insp. Günther Kotoun, Bez.Insp. Christoph Miklauschina, Bez.Insp. Reinhard Pressl, Bez.Insp. Mario Felber, Gr.Insp. Alfred Prenner, Rev.Insp. Peter Marek, Rev.Insp. Markus Haumer, Rev.Insp. Christoph Fraisl und Rev.Insp. Nina Trimmel.
Ermittlungsgruppe
Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung
Die Beamten der Gruppe 1D des Referats Landesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung (LVT) führten umfangreiche Ermittlungen gegen Personen wegen des Verdachtes der Beteiligung an der terroristischen Vereinigung Islamischer Staat. Insgesamt wurden 20 Beschuldigte in Niederösterreich und Wien ausgeforscht. Weiters konnten im Rahmen der Ermittlungen 14 Beschuldigte festgenommen werden.
Österreichweit wurden 2018 insgesamt 35 Personen im Zusammenhang mit einer terroristischen Vereinigung festgenommen, davon 16 durch das LVT NÖ, und davon wiederum 14 durch die Gruppe LVT 1D.
Da diese sieben Beamte in einem äußerst sensiblen Umfeld ermitteln, wird von einer namentlichen Nennung abgesehen. Die Auszeichnungen übernahm stellvertretend Referatsgruppenführer Chef.Insp. Karl Gansch.
Bad Vöslau (Bezirk Baden):
Richtig reagiert – Einbrecher gefasst
Roman Bauer sah in einem Siedlungsgebiet zwei dunkelgekleidete Radfahrer, von denen einer einen Rucksack an den Straßenrand warf. Danach fuhren beide weiter. Dem Zeitungszusteller kam das verdächtig vor, deshalb schaute er in den Rucksack. Darin befand sich Einbruchswerkzeug. Roman Bauer reagierte richtig, indem er sofort die Polizei verständigte. So konnten die Radfahrer angehalten werden. Den Beschuldigten wurden zahlreiche Einbrüche und Diebstähle nachgewiesen.
Bad Vöslau (Bezirk Baden):
Bankräuber an seinen Händen erkannt
Bei einem Überfall fielen der Bankangestellten Madlen Batinic die markanten Hände des mit einer Pistole bewaffneten Täters auf – und sie erkannte ihn als einen ihrer Kunden. Aufgrund ihrer sehr guten Personenbeschreibung konnte der Räuber im Zuge umfangreicher Fahndungsmaßnahmen fast vier Stunden nach der Tat ausgeforscht werden.
Berndorf (Bezirk Baden):
Jungen, gelangweilten Sachbeschädiger erwischt
Silvia Hromadka saß in ihrem Auto, als ein Jugendlicher sowohl ihren PKW als auch andere Kraftfahrzeuge mit einem Stein zerkratzte. Sie stellte den Täter zur Rede. Als dieser Anstalten machte, den Tatort zu verlassen, fotografierte sie ihn. Der Jugendliche schlug ihr das Handy aus der Hand und lief davon. Die Frau verständigte die Polizei. Anhand des Fotos konnte ein 13-Jähriger identifiziert werden. Im Zuge weiterer Erhebungen konnten die Beamten dem Strafunmündigen 13 Sachbeschädigungen mit einem Gesamtschaden von über 9.000 Euro nachweisen. Als Tatmotiv gab er Langeweile an.
Auf Grund des Handelns von Silvia Hromadka sowie des Vorgehens der Polizisten Rev.Insp. Johannes Kroppe, Rev.Insp. Edwin Alge und Insp. Benjamin Baumgartner konnten die strafbaren Handlungen schnell und zur Zufriedenheit der Opfer geklärt werden.
Horn:
Betrugsversuch erkannt – und gleich geholfen
Eine unbekannte Täterin, welche sich als „Doktor Mayer“ eines Inkassobüros ausgab, kontaktierte Ingeborg H. via Festnetzanschluss. Sie gab dieser zu verstehen, dass sie bei einem Gewinnspiel den telefonischen Vertrag nicht gekündigt hätte. Dadurch seien Kosten von 2.000 Euro entstanden. Alias „Doktor Mayer“ könne ihr helfen, nicht den gesamten Betrag zu bezahlen: Ingeborg H. möge in einer Trafik vier Stück Bitcoin zu je 100 Euro kaufen und die Belegnummern bei einem neuerlichen Anruf von „Frau Doktor Mayer“ bekannt geben.
Ingeborg H. kam der Aufforderung nicht nach und teilte bei einem weiteren Anruf von „Doktor Mayer“ dieser mit, dass sie die Polizei eingeschaltet hätte. „Doktor Mayer“ hat bis heute bei Ingeborg H. nicht mehr angerufen. Ein Schaden kam nicht zustande, da der aufmerksame Taxilenker Ludwig Kierberger, dem die ältere Frau während der Fahrt zur Bank ihr Erlebnis mit „Doktor Mayer“ erzählte, telefonisch Anzeige erstattete: Er erkannte den Betrugsversuch.
Kühnring/Eggenburg (Bezirk Horn):
Jugendliche Vandale ertappt
Drei alkoholisierte Jugendliche gingen nach einer öffentlichen Party in Kühnring nach Eggenburg. Am Heimweg begaben sie sich auf einen zerstörerischen Streifzug. Viktoria Kreps fiel das Chaos auf. Sie fuhr an den Jugendlichen vorbei und vermutete, dass diese für den Vandalismus verantwortlich seien. In Eggenburg angekommen bemerkte sie, dass die Schnalle ihrer Beifahrertür fehlte. Sie kehrte nach Kühnring zurück und fand diese an der Stelle, wo sie ihren PKW geparkt hatte. Ihr Verdacht erhärtete sich. Viktoria Kreps fuhr zurück und prägte sich beim Vorbeifahren die Personsbeschreibungen ein. Anschließend erstattete sie telefonisch Anzeige und teilte auch das Kennzeichen des Autos mit, in das sie die Burschen einsteigen sah.
Durch das Handeln von Viktoria Kreps war die Gefährdung für den Straßenverkehr nur von kurzer Dauer und es konnte Schlimmeres verhindert werden. Die Burschen wurden wegen schwerer Sachbeschädigung und Gefährdung der körperlichen Sicherheit angezeigt.
Mank (Bezirk Melk):
Starke Schläge gegen Suchtgift
Durch umfangreiche Erhebungen und das besondere Engagement von Bez.Insp. Franz Hinterleitner, Leiter der Kriminaldienstgruppe der Polizeiinspektion Mank, und seiner Kollegen, konnten mehrere große Schläge gegen den Suchtgifthandel und -konsum erzielt werden. Über die Amtshandlungen wurde in verschiedenen Medien sehr positiv berichtet. Zu den Ausgezeichneten gehören Gr.Insp. Manfred Dolmanitz, Rev.Insp. Daniel Sieder und Rev.Insp. Nadine Reitler. Von der Polizeiinspektion Loosdorf ist Kontr.Insp. Werner Schießl dabei.
Vösendorf (Bezirk Mödling):
Schwerer Betrug geklärt, Gesamtschaden: 300.000 Euro
Ein Mann versuchte in Begleitung von zwei Freunden mit gefälschten Dokumenten die Finanzierung von elektronischen Geräten zu erlangen. Nach der Bonitätsprüfung erstattete die Firma telefonisch bei der Polizeiinspektion Vösendorf Anzeige und ersuchte um Intervention. Rev.Insp. Evelyn Jenewein und Rev.Insp. Natalie Mausser begaben sich zu der Firma, wo die drei Beschuldigten angetroffen wurden. Sie waren geständig.
Im Zuge der Ermittlungen konnten den Mitgliedern einer kriminellen Organisation weitere – versuchte und auch vollendete – Kreditauszahlungen nachgewiesen werden. Sowohl die Klärung der Straftaten als auch die Ausforschung der insgesamt zehn Beschuldigten und ihre Verbindungen zueinander sind dem Vorgehen und dem Engagement der beiden Inspektorinnen zuzuschreiben.
Wiener Neudorf (Bezirk Mödling):
Autoeinbrecher verfolgt und angehalten
Bernhard Lechner und Lion Embacher ist es zu verdanken, dass ein Autoeinbruchsdiebstahl unmittelbar geklärt wurde. Die beiden Zivildiener der Freiwilligen Feuerwehr Wiener Neudorf verfolgten einen Mann und eine Frau, die einen Autoeinbruch begangen hatten. Die Einbrecher trennten sich und flüchteten in unterschiedliche Richtungen. Unter Mithilfe von (namentlich unbekannten) Passanten konnten die zwei Täter von Lion Embacher und Bernhard Lechner angehalten werden. Die Beschuldigten wurden von der eintreffenden Polizeistreife festgenommen, die gestohlenen Gegenstände wurden sichergestellt.
Klosterneuburg (Bezirk Tulln):
Bankräuber im künstlichen Stau gefasst
Durch das mutige Einschreiten – Anhaltung und Täteransprache mussten unter besonders gefährlichen Umständen durchgeführt werden – von Gr.Insp. Gerhard Göls und Gr.Insp. Franz Kothbauer konnte ein Bankräuber innerhalb kurzer Zeit festgenommen werden: Von den fahndenden Beamten wurde bei einem Kreisverkehr eine Totalsperre durchgeführt, um so einen künstlichen Stau zu erzeugen. Göls und Kothbauer begannen mit Kontrollen der im Stau befindlichen Fahrzeuglenker. Dabei fiel ihnen ein PKW-Lenker durch sein nervöses Verhalten auf. Zwischenzeitlich wurde eine Täterbeschreibung durchgegeben, welche auf den angehaltenen Lenker zutraf. Bei der Personsdurchsuchung wurden Geldpakete mit Schleifen gefunden. Mit diesem Umstand konfrontiert, gab der Mann den Raubüberfall zu.
Tulln:
Arbeitskollegen mit Küchenmesser attackiert
Ein Mann schlug seinem Arbeitskollegen während eines Streites eine Glasflasche so stark auf den Hinterkopf, dass dieser eine große Wunde erlitt. Weiters fügte er dem Opfer Faustschläge zu. Danach nahm er ein Küchenmesser und hielt seinen Kollegen von hinten in einen Halsklammergriff. In Tötungsabsicht versuchte er in den Brustbereich einzustechen. Dem Schwerverletzten gelang mit Hilfe von zwei Zeugen die Flucht vor dem Täter, der alleine mit der Waffe in der Wohnung zurückblieb. Daraufhin wurde die Polizei verständigt.
Durch das zielgerichtete Ersteinschreiten von Bez.Insp. Christoph Hradil und Bez.Insp. Dominik Leser konnte die Flucht des Täters verhindert, die Verletzten versorgt und die Lage stationär gehalten werden. In weiterer Folge konnte durch die von den beiden Inspektoren geführte professionelle Täteransprache und – unter Beachtung der Eigensicherung – durch taktisches Verhalten und Erkennen des richtigen Zeitpunktes der Beschuldigte unter Anwendung von Körperkraft ohne weitere Verletzungsfolgen festgenommen werden.
Göpfritz an der Wild (Bezirk Zwettl):
Einbrecher beobachtet – sofort Polizei verständigt
Ingrid Löscher-Weninger hat durch ihre rasche und entschlossene Verständigung der Polizei wesentlich zur Ergreifung von Einbrechern beigetragen: Sie beobachtete wie sich zwei vermummte Männer an einem Fenster des Lebensmittelmarktes zu schaffen machten. Die Frau verständigte sofort die Polizei. Die Einsatzkräfte konnten die Täter noch am Tatort in ihrem Fahrzeug anhalten und festnehmen. Im Zuge der weiteren Erhebungen wurden ihnen 40 Geschäftseinbruchsdiebstähle im nördlichen Niederösterreich nachgewiesen, einer davon unmittelbar (zirka eine Stunde) vor der Tat.